On your way to China


von Rechtsanwalt Olaf Kretzschmar

Eine Rezension des Buches

„Made in ©hina – Marken- und Produktpiraterie“ von Ingo Winkler/ Xueli Wang

Wer seinen Meister kopiert, erweist ihm Ehre – noch immer muss dieses, auch in verschiedenen Abwandlungen immer wieder gebrauchte, Zitat des Konfuzius dafür herhalten, das angeblich in der Mentalität der Chinesen verwurzelte Verständnis vom Umgang mit fremdem geistigen Eigentum zu rechtfertigen oder zu erklären. Man mag darüber streiten, ob dieser Erklärungsansatz zutrifft. Fakt ist, dass China für die von dort den Weltmarkt überschwemmenden Raubkopien bekannt ist. Jeder Unternehmer, der den Markteintritt in dem Riesenreich beabsichtigt oder bereits gewagt hat, tut also gut daran, sich mit dem Thema Schutz des geistigen Eigentums in der VR China zu beschäftigen. Das Buch verspricht auf dem Cover „Strategien der Fälscher & Abwehrstrategien für Unternehemen“. Abgesehen von dem im Titel befindlichen vermeidbaren Druckfehler, kündet der Titel des Buches von einer interessanten Lektüre – und die wird es dann auch.

Dem 1. Teil des Buches, der sich mit der in China bestehenden Fälscherindustrie, aber auch den chinesischen Erfindern und – man höre und staune – einer staatlich motivierten Produktpiraterie – beschäftigt, sind einleitende Bemerkungen über den IST-Zustand der globalen Dimensionen der Marken- und Produktpiraterie vorangestellt. Dieser einleitende Teil dient mit seinen Diagrammen und Zahlen der Verdeutlichung, dass China in punkto Produktpiraterie in der Tat ein erhebliches Problem hat. So kommt zum Ausdruck, dass international agierende Unternehmen sich selbst dann damit konfrontiert sehen von chinesischen Fälschern kopiert zu werden, wenn sie in China überhaupt nicht am Markt auftreten. Das Fernbleiben vom chinesischen Markt schützt also nicht davor selbst Opfer von Produktpiraterie zu werden.

Die Autoren erklären sehr prägnant, welche Fortschritte das chinesische Immaterialgüterrecht in seiner Entwicklung seit dem Bestehen des Kaiserreiches bis heute gemacht hat. Es beruhigt, zu erfahren, dass die entsprechenden Gesetze zum Schutz geistigen Eigentums, insbesondere seit Chinas Beitritt zur WTO, durchaus vorhanden sind und von Verwaltungsbehörden, sowie Zivil- und Strafgerichten auch mehr oder weniger restriktiv angewandt werden um gegen Fälscher hart durchzugreifen. Nach Darstellung der Autoren, hat sich die VR China gerade erst auf dem Weg gemacht, ausländischen Investoren und Unternehmen, die Durchsetzung ihrer Rechte am sogenannten geistigen Eigentum auch tatsächlich zu garantieren. Immerhin – ein Anfang der hoffnungsfroh stimmt. Die Darstellung von Fällen, die einige „Global-Player“ bereits in China durchgefochten haben, macht Mut.

Der letzte Teil der Buches dürfte für einen Unternehmer dann tatsächlich der interessanteste sein. Es werden konkrete Handlungsanleitungen gegeben, welche Maßnahmen geeignet sind, gegen Produktpiraten im chinesischen Markt zu bestehen – äußerst interessant.

Das Buch schließt mit der Passage: „Westliche Unternehmer müssen sich im Counterfeit-Spiel an der zentralen chinesischen Tugend des “chiku nailao“ messen, der persönlichen Fähigkeit Ausdauer zu besitzen. Da Ausdauer aber eine ureigenste unternehmerische Tugend ist, sollte einem Markteintritt in China, gewappnet mit den Informationen des Buches, nichts mehr im Wege stehen. Insgesamt 267 lohnenswerte Seiten an Lesestoff.

Made in China – Marken- und Produktpiraterie. Strategien der Fälscher & Abwehrstrategien für Unternehmen
von Ingo Winkler/ Xueli Wang
Broschiert: 289 Seiten
Verlag: Iko-Verlag für Interkulturelle Kommunikation (November 2007)
ISBN-10: 3889398936
Preis: 23,90 EUR

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Comments

[...] markentat> > Der Mechanismus ist ganz einfach, da der Giftschlamm die > Fische zwinge, das verseuchte Gewässer zu verlassen und > sich neue Lebensräume zu suchen, würden sie auch den > Fischern entkommen, die sie verfolgen. Der Giftschlamm > also “schützt in Wirklichkeit die Fische, indem sie nicht > zubeißen (und von den Menschen gegessen werden), sondern > den Fluss weiter hinauf ziehen und dort ablaichen”. > > Wie kommt man auf sowas? Einfach. Die freie Hand des Marktes kann einem da den Weg weisen: 1. Es gibt eine Nachfrage einer Behoerde, naemlich nach einer guten Begruendung, warum man das Wasser vergiften koenne, ohne die Fische darin zu vergiften. 2. Es gibt ein Angebot, natuerlich von einer PR-Agentur, die kann zwar nichts daran aendern, wie es leider ist, aber dank ihrer kreativen Mitarbeiter daran, wie es wirkt. 3. Angebot und Nachfrage treffen aufeinander, es findet ein Handel statt, anschliessend hat die Agentur das Geld und die Behoerde die Begruendung bei Wahrung ihres guten Images und ihrer Marke “Umweltschutz”. Man folgt der Devise, dass alles was der oeffentliche Sektor kann, der private noch viel besser kann (Privatisierung). In den USA laesst man inzwischen auch Diplomatie von PR-Agenturen machen, weil, naja, das Image der Marke USA inzwischen etwas angekratzt ist: Freiheit gibt es nicht, da inzwischen in den USA prozentual von allen Laendern die meisten Leute hinter Gitter sitzen und Democracy ist seit der letzen Praesidentenwahl leider ausverkauft, wo ja bekanntlich, der gewonnen hat, der die wenigsten Stimmen auf sich vereinigen konnte. Kein Problem: dafuer gibt es Fachleute! Mehr dazu hier: http://nologo.org/article.pl?sid=02/03/11/158241 [...]

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