EuG: Nero Champagne

Quelle: EUIPO, T-239/23 NERO CHAMPAGNE / Champagne (GI), EU:T:2025:638

Das Gericht (GC) hebt die Entscheidung der Beschwerdekammern (BoA) auf und gibt damit der auf der Grundlage der älteren geschützten Ursprungsbezeichnung (g.U.) „Champagne“ eingelegten Widerspruch gegen das Zeichen „NERO CHAMPAGNE“ für eine Reihe von Waren und Dienstleistungen der Klassen 33, 35 und 41 statt. Das Hauptmerkmal dieser Waren und Dienstleistungen ist ihre Übereinstimmung mit den Spezifikationen der g.U. „Champagne“.

Das Gericht erkennt an, dass in der Regel, wenn eine Marke eine g.U. enthält oder aus einer g.U. besteht und ausschließlich für Produkte, die den Spezifikationen dieser g.U. entsprechen, oder für Dienstleistungen im Zusammenhang mit solchen Produkten eingetragen ist, davon ausgegangen wird, dass die Marke den Ruf der g.U. nicht in unlauterer Weise ausnutzt, da sie nur für Waren und Dienstleistungen verwendet wird, die den einschlägigen Qualitätsstandards entsprechen (§ 58). Dieses Konzept wird als „Begrenzungstheorie“ bezeichnet (§ 41, 43-44), die in den Leitlinien des EUIPO (Abschnitt „Marken“ zur Anwendung von Artikel 8 Absatz 6 EUTMR) behandelt und im Rechtsprechungsbericht des Beschwerdeausschusses zum Thema „Heraufbeschwörung geografischer Angaben in absoluten Eintragungshindernissen“ vom Juni 2023 kurz erwähnt wird.

Diese Vermutung wurde jedoch vom Gericht als widerlegbar angesehen, das klarstellt, dass die bloße Tatsache, dass Produkte den Spezifikationen der g.U. entsprechen oder dass Dienstleistungen mit konformen Produkten in Verbindung stehen, nicht von vornherein ausreicht, um zu dem Schluss zu kommen, dass eine für solche Produkte oder Dienstleistungen eingetragene Marke nicht in der Lage ist, sich den Ruf der g.U. in unlauterer Weise zunutze zu machen. Vielmehr müssen die besonderen Merkmale der Marke und alle relevanten Umstände geprüft werden. Es ist Sache des EUIPO, diese Merkmale und Umstände zu prüfen und auf dieser Grundlage festzustellen, ob die Vermutung widerlegt werden muss (§ 59, 68).

Das Gericht prüft auch die Behauptung der Irreführung durch die angefochtene Marke im Sinne von Artikel 103 Absatz 2 Buchstabe c der Verordnung Nr. 1308/2013. Er stellt fest, dass das Wort „NERO“ (italienisch für „schwarz“) von den Verbrauchern entweder als Hinweis auf die Rebsorte (z. B. Pinot Nero oder Nero d’Avola) oder auf die Farbe des Weins verstanden werden kann, obwohl Champagner gemäß der Spezifikation der g.U. nicht schwarz, sondern nur weiß oder rosé sein kann (Randnrn. 80, 81, 83).